DREHEN SIE DOCH EINFACH MAL DIE ZEIT ETWAS ZURÜCK!




1967: jetzt gehts los - Zuckertüte leer und ab in die erste Klasse der 41.OS

1969: die Familie zieht um, und nun es gibt eine neue Klasse in der 8.POS

1974: das war hart, aber es geht von der 7a in die 8c







Sind Klassentreffen nur für die Selbstbeweihräucherung?

Stayfriends hat ungeheure Zuwachszahlen und im Internet-Zeitalter ist es immer einfacher, jemanden zu finden. Aus Kindern werden Leute: Das Hallo ist groß, der Wiedererkennungswert nicht. Es ist eben schon ein Weilchen her, der Mensch verändert sich bekanntlich. Die Körperproportionen bei den Jungs und deren Haarwuchs hat eine gewisse Wandlung erfahren. Den Mädchen ist aber nicht besser ergangen.
Aber geht es doch nicht eigentlich nur darum zu zeigen, dass man besser ist als die anderen? Dass man einen höher bezahlten Job hat als der Klassenstreber oder so etwas? Es ist die spaltende Frage nach dem Pro und Contra: welchen Sinn machen, nachdem die diesbezüglichen Schulzeiten längst vergangen sind, überhaupt noch Klassentreffen. Einige ersparen sie sich ganz. Andere versuchen mit aller Macht, sich noch Jahrzehnte später über das inzwischen auch in ihr Leben eingetretene Internet wiederzufinden.
Bei einer Zeitreise mit Rückblicken sollte man tunlichst zu vermeiden suchen, durch eine rosarote Brille zu schauen und dabei aus altersbedingter Gefühlsduselei Vergangenes zu verherrlichen. Da unser Gehirn nun einmal so angelegt ist, Negatives im Laufe der Zeit eher auszublenden. Eine Schule mit nur positiven Gegebenheiten wäre denn wohl auch unnatürlich, der Realität wenig entsprechend und damit auch nicht glaubwürdig.
Obwohl in späteren Jahren meist keine konkreten Negativerlebnisse mehr im Gedächtnis haften geblieben sind, so vermag sich mancher vielleicht doch noch an den speziell vor Versetzungen aufgebauten psychologischen Druck erinnern. Heute würde man von Stress sprechen, dem vor allem die sogenannten „mittelmäßigen" Schüler ausgesetzt waren. Vielleicht dadurch gehärtet, waren es aber auch manchmal diese, die im späteren Berufsleben auf mehr Erfolge verweisen konnten.

„Mein Gott, Du hast Dich ja überhaupt nicht verändert"
Klassentreffen sind so voraussagbar wie schlechte Gangsterfilme. Die ganze Gang mit den Hamsternamen ist versammelt und weiß nicht recht, warum - Joschi, Pezi, Dunzi, auch Toni, genannt "die Atombombe" -, alle eingeladen von einem dunklen Paten. Man macht ein paar Witzchen zur Auflockerung, tritt von einem Fuß auf den anderen und wartet: So muss das sein.
Rätselraten nach x Jahren: Wer ist wer? Joschi auf 150 Kilo aufgeblasen, Dunzi schon zweimal verheiratet und dreimal geschwängert. Muss ich das wissen? Wollen Sie das sehen? Meine Klasse war einst mit sich im Reinen, menschlicher Reinzustand sozusagen. Vom Leben nicht besudelt, vom vielen Geld nicht zugedreckt wie eine Sitzbank im Stadtpark. Alles dahin. Wir werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Wer zurückschaut, dem möge das Antlitz gefrieren, die Füße schwer im Zement wie ein unglücklicher Mafioso, und in drei Sekunden runter auf den Meeresgrund.





Meinungen zu "Class reunion"

- Ich hab auch regelmäßig Klassentreffen. Ich finde, wenn man so viele Jahre miteinander einen Weg gegangen ist, ist es auch schade, wenn man sich endgültig aus den Augen verliert. Mich treibt die Neugier hin, was aus den anderen geworden ist, wie es ihnen geht. Nicht selten leben alte Freundschaften wieder auf. Man erzählt sich den "Wisst ihr noch..." und kramt in Erinnerungen nach Namen, Gesichtern und Begebenheiten. Ist immer lustig. Den wenigen Angebern überlassen wir das Feld nicht! Und man muss sich auch für einen anderen freuen können, der es in der Schule zu nichts gebracht hat, aber nun einen super Job hat. Im Endeffekt kochen wir alle ein Leben lang nur mit Wasser!

- Eigentlich ist der Sinn des Klassentreffens sich immer wieder mal zu sehen und auszutauschen. Natürlich, liegt es in der menschlichen Natur einiger dann eine selbstbeweihräuchernde Darstellung zu bieten. Das ist u.a. ein Grund, weshalb ich nie auf Klassentreffen gehe.

- Ich hatte noch nie ein Klassentreffen, obwohl ich jetzt schon 15 Jahre aus der Schule bin. Klassentreffen sind ja irgendwie dazu da, daß man die Pappnasen, die man 10 Jahre ertragen musste, mal wieder sieht und schaut, was aus denen geworden ist. Teilweise kann das schon in Selbstbeweihräucherung ausufern. Jedoch hat jeder andere Werte im Leben und vielleicht ist es ganz interessant zu erfahren, ob die Obertussi oder der Megastreber doch noch nette, umgängliche Leute geworden sind. Ich muß meine ehemaligen Klassenkameraden auf jeden Fall nicht wieder sehen.

- Bei unserer alten Klasse sind die Treffen immer ziemlich lustig, weil wir uns in der Schule untereinander fast alle gut verstanden haben und alte Freundschaften auch heute noch bestehen. Da ist es dann sehr nett, die Leute regelmäßig wieder zu treffen.

- Seit dem letzten Klassentreffen aber ist alles anders. Als eine Art Vergangenheitsbewältigung statteten wir Schüler - und in dem Moment, als wir ins Innere traten, waren wir Schüler - nach langen Jahren dem alten Gebäude wieder einen Besuch ab. Wir sahen Klassenzimmer, Chemiesaal, Buffet, Raucherecke, Konferenzzimmer - all die traumatischen Orte. Seither hat sich das nächtliche Bangen merklich entspannt. Die Umstände sind zwar immer noch widrig, doch der entscheidende Unterschied: Die einmal bestandene Reifeprüfung behält ihre Gültigkeit. Insofern haben Klassentreffen eine heilsame Wirkung.





Und, alle Klarheiten beseitigt?

Klassentreffen sind somit eigentlich eine Win-Win-Situation. Geht man hin, hat man wenig zu verlieren, kann aber dabei gewinnen. Einen besonderen Charme können Klassentreffen dadurch entwickeln, wenn sie mit besonderen Ereignissen verbunden sind. Und da innerhalb eines solchen von Treffen zu Treffen verstreichenden Jahres Falten und sonstige missliche Alterserscheinungen noch im Rahmen bleiben, vermeint jeder im Verlauf von zahlreichen dieser Klassentreffen Ergraute, dass er eigentlich gar nicht so viel älter geworden sei. Insofern geht man immer wieder gerne hin. Denn das ansonsten bei einem Wiedersehen dieser Art übliche Erschrecken nach üblichen Begrüßungsformeln, bleibt einem dann erspart.